Harnwegserkrankungen bei Katzen

Achte stets auf ausreichend Flüssigkeit für deine Samtpfote

Katzen leiden relativ häufig an Harnwegserkrankungen. In der Regel handelt es sich dabei um Beschwerden der unteren Harnwege – also Harnblase und Harnröhre. Laut Untersuchungen sind davon etwa 10-20% aller Katzen betroffen. Die verschiedenen möglichen Erkrankungen der unteren Harnwege werden im Krankheitskomplex FLUTD (Feline Lower Urinary Tract Disease) zusammengefasst. Diese Krankheiten zeichnen sich durch sehr ähnliche Symptome aus, weswegen sie leicht verwechselt werden können.

Auch wenn unsere Miezen öfter Beschwerden der unteren Harnwege vorweisen, scheinen in den letzten Jahren Erkrankungen der oberen ableitenden Harnwege zuzunehmen. Auffällig sind dabei Erkrankungen der Ureteren (Harnleiter von den Nieren zur Harnblase).

Erkrankungen der unteren Harnwege bei Katzen (FLUTD)

Eine der Ursachen, die zu FLUTD führen, ist die Bildung von Harngrieß oder Harnsteinen. Die Steine und Kristalle sind überwiegend aus Struvit- und Kalziumoxalat und können Verengungen in der Harnröhre bilden. Zwar sind Katzendamen und Kater zugleich betroffen, da männliche Katzen aber engere und längere Harnröhren besitzen, ist bei ihnen schneller „dicht“.

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Wie entstehen Harnsteine?

Im Urin sind die verschiedensten Stoffe – unter anderem auch unterschiedliche Mineralsalze. Die sind aber in der Regel ungefährlich und können problemlos ausgeschieden werden. Erst wenn die Konzentration der Salze ins Ungleichgewicht gerät, ändert sich die Substanz des Urins. Können sich die Salze im ausgeschiedenen Wasser nicht mehr auflösen, bilden sich Kristalle. Zunächst ist aber auch das noch kein Grund zur Sorge. Die meist sandkorngroßen Kristalle schwemmt der Katzenkörper ohne größere Anstrengung aus. Sollte sich die Salzkonzentration jedoch erhöhen oder dauerhaft auf einem zu hohen Level liegen, sieht es schon wieder schlechter aus. Denn dann bilden sich zu viele Kristalle. Sie verbinden sich zu größeren Kristallgebilden (so genannte Konkremente). Und das führt unter Umständen weiter bis hin zu einzelnen Steinen, die nur noch schwer bis gar nicht durch die Harnröhre passen. Der dann so genannte Harnröhrenpfropfen ist sowohl gefährlich als auch schmerzhaft.

Harnwegserkrankungen bei Katzen – Symptome

Achte (nicht nur) bei Verdacht auf folgende Symptome:

  • dein Lieblingstier besucht häufiger als gewohnt die Katzentoilette
  • der Gang auf die Toilette dauert länger, obwohl nicht mehr Urin abgesetzt wird
  • deine kleine Samtpfote tut sich sichtlich schwer und beklagt sich furchtbar beim Harnabsatz
  • nicht immer landet das Geschäft auch im dafür vorgesehenen Katzenklo
  • der Urin ist blutig oder ungewöhnlich verfärbt
  • die Mieze putzt sich vermehrt am Unterleib
  • deine Katze kann gar nicht mehr aufhören, im Katzenklo zu scharren
  • Berührungen (vor allem am Bauch) scheinen für deinen Liebling unangenehm zu sein

Klingt wie eine Blasenentzündung? Das ist leicht erklärt: Zumeist befinden sich bei Katzen die Harnsteine in der Blase (ist das der Fall, werden sie auch Blasensteine genannt). Sie reiben dort an der Blasenwand und führen so oft zu den klassischen Symptomen einer Blasenentzündung. Ob harmlosere Entzündung oder gefährliche Harnröhrenverstopfung – auch wenn du dir nicht ganz sicher bist, dein Kuscheltiger muss sofort zum Tierarzt. Es ist auf jeden Fall Eile geboten, denn nur er kann die richtige Diagnose stellen!

Harnwegserkrankungen bei Katzen – Behandlung

Sind die Harnsteine schon gewandert und bilden eine Verstopfung oder eine Verengung der Harnröhre, kann sich der Urin rückstauen und zu schweren Nierenschäden führen. In Extremfällen kann auch die Blase reißen. Aufschluss über den Ernst der Lage ergeben Urinuntersuchung, Ultraschall oder Röntgenaufnahme. Zunächst prüft der Tierarzt die Zusammensetzung etwaiger Kristalle und geht gegebenenfalls gegen Bakterien vor. Die unterschiedlichen Blasenstein- bzw. Harnstein-Arten bilden sich unter verschiedenen Voraussetzungen und werden auch unterschiedlich behandelt. Bestehen die Steine hauptsächlich aus Struvit reicht eventuell gar eine Spezialdiät.

Damit bei einem Verschluss die Nierentätigkeit aufrecht erhalten bleibt, muss der Tierarzt eventuell schon relativ zeitnah operieren. Sein erster Plan: Er wird mit einem Katheter versuchen, die Kristalle zu entfernen. Gelingt ihm das nicht, bleibt ihm die Möglichkeit, in einer Operation die Harnröhre zu verkürzen. Blasensteine wiederum können häufig nur in einer Bauch-OP entfernt werden.

Um nach erfolgreicher Therapie einer Neubildung entgegen zu wirken, verordnet der Tierarzt deinem kranken Schatz in weiser Voraussicht eine tierärztliche Diät. Wir halten fest: rechtzeitige Diagnose, konsequente Therapie und Diät führen zu guten Aussichten auf ein langes und beschwerdefreies Katzenleben.

Erkrankungen der oberen Harnwege bei Katzen

Häufige Ursache für Beschwerden der oberen Harnwege bei Katzen sind Verschlüsse der Ureteren. Das geschieht in der Regel durch die Bildung von Ureter- oder Nierensteinen (Nephrolithiasis). Aber auch Entzündungen und Verdickungen führen zu Blockaden der Harnleiter.

Bekommen Katzen Nierensteine? | Lieblingstier

Nierensteine bei Katzen

Katzen mit Nephrolithiasis können lange asymptomatisch sein. Häufig sind die Nierensteine sogar nur ein Zufallsbefund.

Die Steine, die in 70% der Fälle aus einer Kombination von Kalzium und Oxalat bestehen, bilden sich meist in Zusammenhang mit Nierenerkrankungen. Sie entstehen, wenn der Urinabsatz reduziert ist, oder wenn der Urin zu viel von den Bestandteilen der Steine beinhaltet. Betroffen sind vor allem Katzen im mittleren bis höheren Alter. Jedoch können auch schon kleine Kitten unter einer Erkrankung leiden.

Nierensteine verursachen in der Regel erst Probleme, wenn sie auf Wanderschaft gehen. Inaktive Steine werden bei Katzen daher auch normalerweise nicht behandelt. Du solltest aber bei entsprechender Diagnose deine Mieze weiterhin gut beobachten und regelmäßig eine Urinanalyse durchführen lassen. Sobald die Steine wandern, versucht der Körper der Katze jedoch, die entstandenen Kalciumoxalatgebilde auszuscheiden. Kleinere Exemplare können bei unseren Lieblingen zwar fiese Schmerzen und Symptomen, wie Erbrechen und Trägheit, auslösen, sind aber noch nicht lebensgefährlich. Erst, wenn sie die Harnleiter verschließen und Blockaden der oberen Harnwege verursachen, sind schwerere Erkrankungen zu befürchten. Die Abfallprodukte, die normalerweise ausgeschieden werden, können nicht mehr abfließen und stauen sich in den Nieren. Mögliche Folge: akute Niereninsuffizienz.

Therapeutische Herausforderungen

Aufgrund der schweren Zugängigkeit stellen Erkrankungen der oberen Harnwege Tierärzte immer noch vor therapeutische Herausforderungen. Ist eine chronische Infektion der Nieren oder des Nierenbeckens aszendierend („aufsteigend“, durch Erreger aus dem Urin – von der Harnblase über den Ureter zum Nierenbecken) entstanden, bleibt oft nur ein größerer medizinischer Eingriff. Vor allem, wenn Ausspülung und Medikamente zuvor keine nennenswerten Erfolge brachten.  Bei einer Verengung der Ureteren muss der Tierarzt unter Umständen mit einer einem subkutanen Ureter-Bypass oder dem Einsetzen eines Stents (Gefäßstütze) nachhelfen. Leider bleibt es häufig bei keinem einmaligen Eingriff. Bei 40 % aller behandelten Katzen treten nach durchschnittlich 13 Monaten erneut Uretersteine auf.

Generell gilt, dass Katzen, die weniger trinken und vorzugsweise Trockenfutter fressen, ein erhöhtes Risiko für Harn-, Blasen- und Nierensteine haben. Das liegt daran, dass sie im Vergleich zu den ausgeschiedenen Salzen weniger Flüssigkeit im Urin haben. Achte also stets auf ausreichend Flüssigkeit für dein Lieblingstier. Spezielle Trinkbrunnen oder ein wenig Geschmack im Trinkwasser können bei trinkfaulen Stubentigern Wunder bewirken.




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