Rituale im Hundealltag

Nicht nur in der Hundeerziehung sind Rituale wichtig – auch Vierbeiner haben gerne etwas Struktur in ihrem Alltag

In unseren Alltag haben sich zig Rituale geschlichen – oft ohne, dass wir sie bewusst wahrnehmen. Ob es das noch tranceverdächtige morgendliche Watscheln in die Küche ist, um die Kaffeemaschine zu starten, oder der pünktliche Gang zum Kiosk, um die neue Ausgabe der Tageszeitung zu besorgen. Dabei kommt es uns nicht darauf an, diese routinierten Alltagsaktionen auf die Sekunde genau auszuführen.

Sie sind aber fester Bestandteil in unserem Tagesrhythmus und geben uns ein Gefühl der Konstante und Sicherheit. Auch unsere vierbeinigen Freunde stehen auf einen bestimmten Rhythmus in ihrem Leben und können Enttäuschung erleben, wenn ihr erwarteter Nachmittagsspaziergang plötzlich ausfällt. Keine Sorge, die Geburtstagsfeier von der Tante muss deswegen nicht abgesagt werden – aber eine gewisse Routine beruhigt unsere Lieblingstiere und lässt sie entspannter durchs Leben wandeln. Zudem stärken gemeinsame Rituale im Alltag die Bindung zwischen uns und unseren Fellnasen.

Was bringen Rituale

Es gehört zu unseren größten Privilegien, freie Entscheidungen zu treffen. Doch manchmal sind wir auch gerne mal entscheidungsfaul und lassen uns durchs Leben bzw. den Alltag treiben. Das verringert nicht nur unseren persönlichen Stressfaktor, sondern gönnt auch unserem unter Dauerbelastung stehenden Gehirn eine kleine Pause. Rituale helfen uns, diese Entlastung hervorzurufen, denn sie laufen fast schon automatisch ab und verlangen uns keine größeren Anstrengungen mehr ab.

Der morgendliche Gang ins Bad zum Zähneputzen ist gelernt und kann ohne einen innerlichen Kampf mit der Frage „soll ich, oder soll ich nicht“ abgerufen werden. So ähnlich geht es auch unseren Hunden. Rituale sorgen in ihrem Alltag für Stabilität und Vertrautheit – auch bei unseren Fellnasen ist ein gewisser Automatismus eine Orientierungshilfe und bietet wenig Angriffsfläche für Stress. Hat etwas für sie gut funktioniert, werden sie sich stets in gleicher Weise geben, um die höchste Effizienz aus ihrem Handeln zu ziehen. Nach neuen Lösungen zu suchen würde den Stresspegel in die Höhe schnellen lassen und auch ein Hund spart seine Energie lieber für wichtigeres im Leben auf.

Rituale

1. Gassigehen

Du musst nicht mit der Stoppuhr an der Tür stehen und punktgenau abmarschbereit sein. Das wäre fatal, wenn wir uns überlegen, dass einmal der Bus Verspätung haben kann, ein Arztbesuch Termine verschiebt, oder wir verzweifelt den Schlüssel suchen und daher schon ein paar Minuten verstreichen. Eine gewisse Kontinuität schadet aber gewiss nicht, ganz im Gegenteil – in der Regel hat sich sogar der Verdauungsrhythmus deines Lieblings an die Gassizeiten angepasst.

Auch darf Routine nicht bedeuten, dass jeden Tag stumpfsinnig der exakt gleiche Weg eingeschlagen wird. Bestimmt hast du bereits eine Stammstrecke, die häufiger abgelaufen wird. Behalte diese ruhig bei. Gestalte den Spaziergang aber als Abenteuer und suche dir in gewissen Abständen mal wieder eine Alternativroute. So werden Zeitpunkt und Strecke im Prinzip zum Ritual – mit ein wenig Abwechslung gespickt.  Vergleichbar mit den Morgenritualen: der Weg zur Kaffeemaschine bleibt gleich, nur vielleicht gönnen wir uns mal hin und wieder eine neue Bohnensorte.

Rituale sind feste Bestandteile im Alltag

2. Allein bleiben

Das mit dem Alleinsein ist so eine Sache – viele unserer Vierbeiner würden zu gern jeden unserer Schritte begleiten und der Gang zur Tür mit einem traurigen Hundeblick im Rücken ist für uns furchtbar und grausam. Doch nur im seltensten Fall kann der kleine Vierbeiner tatsächlich darauf vertrauen, stets an der Seite von Herrchen oder Frauchen verweilen zu dürfen.

Wir hatten eben bereits den Arzttermin als Bruch im Alltag erwähnt. In fast allen Praxen ist jedoch striktes Hundeverbot. Dass unser Lieblingstier daher zumindest für eine kurze Weile allein sein können muss ist allein aus diesem Grund schon unabdingbar. Viel wahrscheinlicher ist zudem, dass Herrchen und Frauchen auch mal arbeitsbedingt das Haus verlassen. Diese Arbeitszeiten sind jedoch in der Regel konstant und können von unseren Vierbeinern gelernt werden. Sorge aber dafür, dass dein Hund sich nicht langweilt und mit Spielzeug oder vielleicht einem Artgenossen die Zeit vertreiben kann.

Prinzipiell braucht aber auch ein Hund mal seine Auszeiten – schön, wenn er die dann nimmt, wenn Herrchen und Frauchen außer Haus sind. Biete ihm dafür ein kuschliges Schlafplätzchen, an dem er sich wohl fühlt und die Sehnsucht vergisst.

3. Fütterung

Es gibt sicher einige Hundehalter, die die Stoppuhr zum Gassigehen belächelt haben, weil ihr Zögling selbst die bessere innere Uhr hat. Besonders genau läuft diese Uhr allerdings bei weitaus mehr Hunden, wenn es um die Nahrungsaufnahme geht. Pünktlich wird ein Schauspiel in mehreren Akten aufgeführt – mit der ganzen Litanei von Anstupsen, Winseln, Anspringen, Hundeblick und vielem mehr – welches aber im Großen und Ganzen nichts andere besagt wie „Hunger!“. Voraussetzung ist natürlich: dein Hund weiß schon, wann er im Normalfall sein Futter erwarten kann.

Bei adoptierten Hunden kann es vorkommen, dass sie in ihrem Leben stets um ihr Futter bzw. die Beute kämpfen mussten. Dann tickt die innere Uhr natürlich ganz anders. Wenn aber nichts gegen eine routinierte Napffüllung spricht, sollte man seiner Fellnase diesen Herzenswunsch nicht verwehren. Und wenn wir ehrlich sind, kennen viele das Bauchknurren pünktlich um 12Uhr mittags auch von sich.

4. Abendritual

Wenn es um Rituale geht, darf nicht die tägliche Portion Schmusen vernachlässigt werden. Streicheleinheiten gehören ebenso zu den Bedürfnissen unserer Vierbeiner, wie Fressen und Schlafen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Liebesbekundung eine kleine Massage, die wohltuende Fellpflege oder einfach mal ein paar Tätscheleien beinhalten.

Unsere Fellnasen müssen spüren, dass sie Teil der Familie bzw. des Mensch-Tier-Gespanns sind und diesen Beweis demonstrieren wir ihnen doch gerne. Gerade in stressigen Zeiten darf das kleine Zeichen „Es ist alles in Ordnung“ anhand von Zuneigungsbekundungen nicht fehlen. Die Schmuseauszeit verhilft unserem tierischen Freund zur Entspannung. Diese Ruhe und Genugtuung benötigt der Vierbeiner auch für einen gesunden und erholsamen Schlaf.

Die Streicheleinheit darf niemals fehlen.

Auch wenn ihr also einen abenteuerlichen oder spontanen Lebensstil führt, denkt an den Wunsch eures Lieblings nach Orientierung und Vertrautem. Sprich: Sorgt für Entspannung durch feste Essens-, Gassi-, Sport-, Spiel-, Trainings-, Ruhe- und Schmusezeiten. Unterbrecht den Rhythmus aber von Zeit zu Zeit auch mal, damit ihr keinen Quälgeist zuhause sitzen habt, wenn mal etwas dazwischen kommt. Zuviel Struktur ist auch nicht das Wahre.




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