Sozialverhalten bei Katzen

Konflikte gibt es auch bei Samtpfoten – welche Regeln schlichten feline Streitereien?

Hunde haben Herrchen, Katzen haben Personal.

Haustier Katze – das ewige Rätsel. Eigentlich sind sich Menschen und Katzen gar nicht so uneins. Man kann schon zusammenleben, wenn man den Mehrwert dabei erkennt. Welchen Mehrwert sich die Katze dabei für sich auserkoren hat, hängt ganz von ihrem Charakter ab. Schließlich gibt es bei Mensch und Tier gleichermaßen eine unterschiedliche Definition von Glück. Der eine ist ein anhänglicher Schmusetiger, der die Streicheleinheiten sucht, und der andere genießt einfach nur das herausragende Dinner, welches nach einem anstrengenden Tag mit vielen Abenteuern auf ihn wartet. Jede Beziehung zwischen Mensch und Katze ist somit einzigartig und wird nur bedingt durch das Wesen von Katzen und ihrer Domestizierung beeinflusst.

Die Katze wird zum Haustier

Im Gegensatz zum Hund erkannten Katzen viel später die Vorteile von menschlichen Behausungen und haben sich erst vor wenigen Tausend Jahren mit uns Zweibeinern arrangiert. Katzen sind nicht wie Hunde für die soziale Gemeinschaft geprägt und orientiert man sich an ihren Vorfahren, der afrikanischen Falbkatzen, gehört sie auch eher zu den Einzelgängern des Tierreichs. Unnahbar und geheimnisvoll, so sahen Menschen die Katzen über Jahrhunderte hinweg und diesen Ruf konnte sich der Stubentiger bis heute bewahren.

In Ägypten wurde sie zur Göttin erhoben und im Mittelalter als Gefährtin von Hexen verdammt. Ob gut oder böse – insgeheim lieben wir diesen widerspenstigen Charakter, getarnt als treues Fellknäuel. Längst haben wir auch erkannt, dass Katzen zu tiefen Gefühlen und engen Bindungen fähig sind. Wie ausgeprägt bei einer Katze das Bedürfnis nach sozialen Kontakten zu Menschen ist, kann allerdings sehr abweichen. Man sagt, dass die Sozialisierung überwiegend in der Prägephase (in den ersten drei Lebensmonaten) stattfindet. Lernen die Kätzchen in ihren frühen Lebenstagen Menschen ganz beiläufig als liebenswürdige Wesen kennen, werden sie auch später Vertrauen zu den sanften Riesen haben, die so großzügig ihr Fressen mit ihnen teilen. Haben die kleinen Katzen in dieser Zeit keinen Kontakt zu Menschen, wird sich häufig auch keine intensive Zuneigung entwickeln. Sie verstecken sich lieber unter dem Sofa, reagieren oft schreckhaft und sind weniger anschmiegsam als ihre kontaktfreudigen Artgenossen.

Die Nettikette

Belebt eine Katze die Wohnung, hat man in ihrer Gegenwart immer das Gefühl bei einer Teegesellschaft zu Gast zu sein. Stolz und erhaben reckt sie ihren Schwanz zur Begrüßung in die Höhe und macht mit dem Umschlängeln deiner Beine ihr Frohlocken kund. Bei einem extra Leckerli kann es auch durchaus einmal vorkommen, dass ihr ein Gurren oder Glucksen entweicht.

Eine Katze entscheidet gerne selbst, wann sie für die Schmusezeit bereit ist und es kommt uns fast vor wie ein gnädiger Erweis des Gefallens, wenn sie dann mit ihrem Schnurren ihr Okay für weitere Streicheleinheiten erteilt. Das ist zumindest unser Eindruck. Es gibt aber eine ganze Reihe von Verhaltensweisen, die sich bei Katzen ausgeprägt haben und wir erst lernen müssen richtig zu deuten. Der hoch erhobene Schwanz ist nicht generell ein Ausdruck reiner Freude, sondern zunächst eine Bekundung Kontakt aufnehmen zu wollen. Denken wir nur an eine freie Katze in der Natur, die beispielsweise im hohen Gras nur mit aufgestelltem Schwanz auf sich aufmerksam machen kann. Sicher hast du auch schon einmal gehört, dass das Streifen um die Beine nicht unbedingt ein Liebesbeweis sein muss. In dem Moment sucht sie entweder nach Aufmerksamkeit – in der Regel, weil sie etwas zu Fressen will – oder um Frauchen oder Herrchen zu markieren.

Der Liebesbeweis

Eine tatsächliche Liebesbekundung ist das Treteln. Dieses Überbleibsel stammt aus Kätzchentagen, bei dem sie den Milchfluss an der Brust der Katzenmama beschleunigen und anregen wollte. Im Normalfall können wir auch beim Schnurren davon ausgehen, dass es unserem Lieblingstier richtig gut geht. Aber der ein oder andere wird schon einmal beobachtet haben, dass sich das Tier auch in ungemütlichen Situationen dieser Laute bedient hat. Dann dient das Schnurren eher zur eigenen Beruhigung.

Wer ist bei Katzen der Boss?

Soziale Hierarchien und Rangordnungen: Katzen

Nach Jahren der Domestikation haben Hauskatzen angefangen sich selbst zu organisieren und bedingt durch ihr Umfeld bestimmte Sozialgefüge zu entwickeln. Verwilderte Katzen schließen sich oft zu Gruppen zusammen, um ihren Alltag leichter zu gestalten. So kann es durchaus vorkommen, dass sich zwei Katzenmütter ein Nest teilen und gegenseitig als Babysitter fungieren, während eine der Katzenmamas auf der Jagd ist. Dieses Verhalten ist nicht befreit von jeglicher Rangordnung – weibliche Katzen gehen zwar eher eine Gemeinschaft ein als Kater, trotzdem sind bestimmte hierarchische Muster zu erkennen. Hat eine Katze geworfen und zieht ihre Jungen groß, steigt sie in der Rangordnung. Kastrierte Kätzinnen sind demzufolge weit unten in der Rangfolge zu finden. Im Gegensatz zu Katern ist die Organisation zwischen den Mitgliedern einer Gruppe aber durchaus solidarisch.

Soziale Hierarchien und Rangordnungen: Kater

Wenn sich Kater nicht als Einzelgänger durch die Wildnis schlagen, leben sie in bestimmten Revieren in Gruppen von Streunern. Ihr Platz in der Rangordnung ist dabei klar definiert und ein ungeschriebenes Regelwerk sagt ihnen, was sie dürfen und was nicht. Bei der Festlegung der Rangordnung kann es durchaus sehr brutal zugehen. Dabei scheuen sich die Kater nicht, ihr Gegenüber soweit zu malträtieren, dass ein Tierarzt ihn wieder zusammenflicken muss. Steht die Ordnung fest, kann sich durchaus auch eine relativ harmonische Gemeinschaft zwischen den Raufbolden bilden. Auch wenn eine Kastration in der Regel für mehr Ruhe unter Katern sorgt – eine Garantie für weniger Blessuren beim Freigang ist das nicht.

Katerkämpfe folgen einem eingeprägten Ritual und stellen die Ordnung in einem Revier sicher. Auch bei mehreren Tieren im Haus oder in der Wohnung ist eine hierarchische Struktur zu erkennen. Doch diese wird häufig im „Stillen“ ausgetragen – hin und wieder ein kleines Fauchen und ein Pfotenhieb untermauern den Pakt zwischen den Vierbeinern. Ersichtlich ist die Rangordnung im eigenen Heim eher durch kleine Gesten: Wer darf als Erster an den Fressnapf, wer bekommt den vermeintlich besseren Schlafplatz.

Der Mensch ist kein Alpha-Tier

Im Vergleich zu einer Hundehaltung, ist im Normalfall die Rolle des Menschen für die heimische Katze nicht die des Alpha-Tiers. Man arrangiert sich, freut sich über etwas Gesellschaft, Gratisfutter, einen warmen Schlafplatz und über Schmerzlinderung bei Verletzung und Krankheit. All das ist aber auch wiederum eine Frage der Charaktere von Mensch und Katze – klar ist, dass diese besondere Mensch-Tier-Freundschaft keiner exakten Wissenschaft folgt.




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